Im Mittelpunkt dieses Vortrags steht die Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche. Clotilde Koch-Gontard hatte diese in der Zeit zwischen dem 30. März (Vorparlament) bis zum 4. April 1848 und seit dem 18. Mai bis zum 16. Dezember 1848 von der Damengalerie aus, zu der Frauen damals nur als Zuschauerinnen Zutritt hatten, erlebt. Eine wertvolle Quelle ist ihr Tagebuch, das sie in diesem Zeitraum akribisch geführt hat. Aber auch aus ihren Briefen an enge Freunde, darunter an Heinrich von Gagern, gehen ihre politische Begeisterung und Kompetenz hervor. Eine besondere Rolle spielte sie 1848, als sie immer wieder Heinrich von Gagern und seine Mitstreiter aus der Casino-Fraktion in ihren Salon in das Koch’sche Stadthaus am Großen Hirschgraben in Frankfurt einlud und mit ihnen auf Augenhöhe über die aktuellen politischen Ereignisse diskutierte. Ihre hervorragenden Fähigkeiten als Gastgeberin und Salonnière brachten ihr zudem den guten Ruf als „Parlamentsmutter“ ein. Zum Abgleich wird auf das Engagement weiterer bekannter Frauen während der Revolutionszeit verwiesen, darunter Emma Herwegh, Kathinka Zitz oder Louise Otto, was beweist, dass Politik auch schon 1848/49 nicht mehr nur Männersache war.