Der Schatten des Kirchengebäudes fällt auf die Nachbargrundstücke. Der Kirchplatz ist klein, die Umgebung eng bebaut, der Glockenturm mit dem vergoldeten Wetterhahn prägt das Gesicht der Stadt. Der Kirchenbau ist eine außergewöhnliche Arbeit aus dem 19. Jahrhundert. Die dreischiffige Hallenkirche mit Querhaus ist ein Natursteinwerk im neugotischen Stil. Die Steine der Rippenansätze stammen aus Altenburschlaer, die der Pfeiler aus Madelunger Sandsteinbrüchen. Das Gewölbe wurde aus Tuffsteinen gefertigt.
Die Kirche hat eine quadratische Vierung und einen weiten Querrahmen. Fünf Schlusssteine machen das Gewölbe selbsttragend. Auf den Säulen sitzen fein gearbeitete Kapitelle. Die frühgotischen Formen wirken an einigen Stellen verspielt. Die Spitzen im Vierpass der Chorfenster überkreuzen sich, die Säulen weisen eine doppelte Wirbelung auf, die Blenden im Seitenschiff sind durchbrochen.
Hermann Rüppel war ein Schüler von Georg Gottlob Ungewitter (1820 – 1864). In Wanfried geboren, lehrte er als Architekt und Baumeister an der Höheren Gewerbeschule in Kassel. Er zählte zu den ersten Vertretern der Wiederbelebung gotischer Formen in Deutschland. Die feinen Details von Säulen und Fenstern, die Rüppel entwarf, sind wahrscheinlich der Lehre Ungewitters zu verdanken.
Für den landeskirchlichen Architekten Rudolf Toursel ist im Jahr 2007 die Reinheit des neugotischen Baustils von großer Bedeutung. Innen wie außen hat Kollege Rüppel diese umgesetzt. Bei anderen Kirchen dieser Zeit finden sich meist viele Stilrichtungen an einem Gebäude, die Wanfrieder Kirche gilt als „schulmäßig stilrein“. Ein Blick aus dem Inneren der Kirche zeigt die unmittelbare Nähe zur Gemeinde. Der halbrunde Treppenaufgang in der Schlagdstraße dient seit Beginn der Fotografie als Bühne der Erinnerung an Hochzeiten, Taufen und Konfirmationen.
Länge: 37 Meter, Breite: 25 Meter, Firsthöhe: 21 Meter im Kirchenschiff, 52 Meter im Kirchturm, 3.300 Quadratmeter Wände und Decken, 900 Laufmeter Rippen und Dienste.